Rasierertest

Der Rasierertest

Es war 10 Uhr 35, als mich ein dringendes Bedürfnis weckte und zwang, die Toilette aufzusuchen. Die vorhergehende Nacht war mir irgendwie aus dem Gedächtnis verschwunden, ich konnte mich nur mehr an Alkohol, Mädchen und … Alkohol erinnern.

Als ich ins Bad ging und in den Spiegel blickte, fiel mir sofort die dunkle Färbung meines Gesichts auf, die ich auch durch intensivstes (und schmerzhaftes) Schruppen nicht entfernen konnte.
Nach angestrengten Überlegungen wurde mir klar, dass dies mein Bart war, der in den letzten drei Tagen, die ich nicht zu Hause verbracht hatte, gewachsen war.
“Prima” dachte ich “Da kann ich doch gleich den versprochenen Rasierertest machen!”

Ein Blatt Papier war schnell gefunden, ein Kugelschreiber ebenso.
Doch als ich den Namen des ersten Produktes aufschreiben wollte, stieß ich auf ein Problem. Der Kugelschreiber wollte einfach nicht schreiben. Stattdessen zerriss er mir mein Blatt Papier.
Entsetzt stellte ich fest, dass ich nicht einen orangen Bic – Kugelschreiber, sondern einen Rasierer ebendieser Marke und Farbe in der Hand hielt, was meine Einstellung dem Produkt gegenüber gleich einmal enorm verbesserte.
Ich beschloss daher, mir keine Notizen zu machen und mir die Testergebnisse einfach zu merken.

Da ich schon den Rasierer in der Hand hielt, begann ich mir den Rasierschaum (aus der Tube, mit Pfefferminzaroma und 12 – Stunden – Wirkung) ins Gesicht zu schmieren. Jedoch trotz aller Bemühungen wurde er nicht zum Schaum.
Ich überlegte, ob ich dieses Mordinstrument, das ich in meiner Hand hielt, wirklich an meine zarte Babyhaut lassen könnte. Zum Glück hatte ich die Idee, den Rasierer zuerst am Kaktus im Raum auszuprobieren. Der Test war nur mäßig positiv, und so versuchte ich, eine Drahtbürste zu rasieren.
Da sie keine merklichen Verletzungen davontrug, war ich nun bereit, auch meine Haut von den Borsten zu befreien.
Immer wieder protestierte eine Unebenheit gegen meine sanften Enthaarungsversuche und so mußte ich Gewalt anwenden. Als das Blut in Strömen floß, erkannte ich, dass ich gestern doch mein Clearasil verwenden hätte sollen.
Irgendwie begann mir das Rasieren dann doch Spaß zu machen, und so rasierte ich mir auch noch die Haare von der Kopfhaut.
Die Beine und Arme waren auch von einem seltsamen, affenartigen Haarwuchs befallen, was ich unter Einsatz meiner ganzen Kräfte schnell änderte und mir endlich die Aerodynamik zurückbrachte, die ich solange vermisst hatte.
Als ich mir überlegte, den Badeteppich von seinem drei – Jahresbewuchs zu befreien, wurde der Rasierer plötzlich stumpf.
Erbost warf ich den Rasierer in den Mistkübel und nahm den nächsten.
Die Sonne ging schon wieder unter, als ich mit dem letzten Rasierer fertig war.

Ein fairer Test, wie mir scheint.

Ich hatte zwar keine Haare mehr am Körper, genau so kahlgeschoren war meine ganze Wohnung, dafür aber ein paar Hunderter mehr am Konto und zwei Anzeigen bei der Polizei wegen unerlaubtem Rasierens Unbeteiligter.